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Samstag, 4. November 2017

Wölfe in Deutschland

Seit Jahren verfolge ich die Wolfsdiskussionen, das Für und Wider aller und ich stelle fest, dass sich trotz aller Aufklärung die Angst in der Bevölkerung hält.




Während die Wölfe sich von Osten her immer weiter ausbreiteten, begann die Panik der Menschen zu wachsen. Zu tief verwurzelt ist das Märchen von Rotkäppchen, zu viele Vorurteile stoßen auf zu wenig Bereitschaft, sich eingehender mit den Tieren, deren Lebensraum wir eingenommen haben, zu beschäftigen.Wir Menschen sind in den vergangenen zweihundert Jahren in denen wir selbst das einzige große Raubtier hier waren, extrem verweichlicht. Landbewohner zucken nicht gleich zusammen, wenn sie einen Fuchs sehen aber das Gros der Menschen lebt in Städten, für die sind Tiere, die nicht Hunde und Katzen sind, so exotisch, dass sie sie filmen und bei Youtube einstellen. Bei der Bildzeitung oder dem RTL-Nachmittagsprogramm geht sowas dann viral...

Die wenigsten wissen zum Beispiel, 
dass Wolf nicht gleich Wolf ist. 
Es gibt da etliche Unterarten.

Was Vielen unbekannt ist, ist dass Wölfe total scheu sind. Die interessieren sich normalerweise nicht für Menschen. Und ein Wolf, der noch nie Menschenkontakt hatte, wird einen großen Bogen um Menschen machen, die sind ihm nicht geheuer. Nur leider haben wir durch eine flächendeckend große Besiedelung schon lange den Grundstein verloren, Wölfe nicht mitzukriegen. Die Wölfe, die in Deutschland leben, sind nicht so scheu wie ihre kanadischen Kollegen. Das müssen wir einfach akzeptieren und lernen damit umzugehen. Wölfe sind scheu aber extrem anpassungsfähig, genau wie viele andere Wildtiere auch, die zum Fressen in die Städte und Dörfer kommen. Jeder sucht sich seine ökologische Nische und jedes Lebewesen geht dabei den Weg des geringsten Widerstandes.

Wölfe sind Raubtiere, genau wie Füchse, Dachse und all die anderen Raubtiere, die noch in Deutschland leben. Das größte noch in Deutschland heimische Raubtier ist aber der Mensch. Wenn wir mal ein paar hundert Jahre zurück gucken dann sehen wir, dass die Wölfe in den Wäldern und Steppen Europas lebten. Der Mensch hingegen hat die freien Flächen als ertragreich für sich entdeckt und beansprucht diesen Lebensraum auf Kosten aller Tiere, dort leb(t)en.
Natürlich gabs da ab und an Konflikte, denn der Wolf mag gern, was der Mensch auch gern isst: Fleisch. Und da fühlte sich der Mensch von je her existenzbedroht. Dass der Mensch dem Wolf den Lebensraum weggenommen hat indem immer mehr Wälder gerodet wurden, in dem er immer mehr Rotwild gejagt hat, das wird gern vergessen oder verschwiegen. Erwähnt wird nur, dass der Wolf des Menschen Schafe und Ziegen erlegt.

Jetzt kommt der Wolf zurück und siehe da, er paart sich auch noch mit freilaufenden Haushunden. Große Diskussionen zwischen Tierschützern und Artenschützern starten und die Diskussion, die Wölfe doch gleich komplett zum Abschuss freizugeben, kocht erneut hoch.
Ganz ehrlich: Wolfshunde gabs seit der Mensch den Wolf zum Haushund machte. Selbst in meinem Heimatdorf gabs eine alte Hündin die einen Wolf als Elternteil hatte und die älteren unter uns werden sich erinnern, dass wir schon 2003 in Sachsen den Fall einer Wolfs-Hund-Hybriden-Familie hatten und ich bin mir sicher, dass es da noch mehr gibt. Natürlich ist das blöd, Wolfshybriden gelten als schwer einschätzbar weil sie eine andere Körpersprache nutzen als ihre Elternteile.

In anderen Ländern wurden schon vor vielen Jahren bewusst 
diese Mischungen gezüchtet und sie sind teilweise sogar vom FCI anerkannt
Das darf man jetzt finden wie man will, man sollte es nur wissen, 
wenn man sich in eine Diskussion begibt. 
Die einen sind halt gezielt gezüchtet, 
die anderen eine Verpaarung aus dem frechen
ausgebüxten Rauhaardackel von Oma Erna. 
Das sieht halt einfach scheiße aus.

Meiner Meinung nach werden wir diese ungeplanten Verpaarungen nicht verhindern können. Es ist utopisch anzunehmen, dass man den Wolf wieder in Deutschland integrieren kann, ohne dass auch dieser sich an die Lebensbedingungen anpasst, die heute herrschen. Deswegen täten wir Menschen gut daran, den Wolf wie er sich jetzt verhält und wie er sich entwickelt zu studieren um ein möglichst friedliches Nebeneinanderleben mit den Menschen zu ermöglichen, statt zu versuchen, die Hybriden aus der freien Wildbahn zu entfernen. Wir haben nicht mehr 1800, wir haben 2017. Auch 1800 haben sich Wölfe mit Hunden verpaart und wenn wir jetzt die Mischlinge abschießen oder rausfangen, dann schieben wir nur auf was unvermeidbar ist. Es werden neue Rassen, neue Wildtiere entstehen, der Wolf MUSS und WIRD sich anpassen um zu überleben und er tut es auf diese Weise. Verhindern kann man es nur wenn man verhindern kann, dass Haushunde frei laufen.
Selbst wenn man es von heute auf morgen könnte 
- dafür ist es zu spät
Wir Menschen haben Wälder gerodet und sie so weit kultiviert, dass mit den Urwäldern von früher nichts mehr gemein haben. Mal nicht in Deutschland. Wir erlauben Jägern, die Bestände an Rot- und Schwarzwild zu kontrollieren und zu regulieren. Und wir wissen: das macht denen Spaß. Weil es in den Genen der Menschen liegt, zu jagen. Wir erinnern uns an die 5./6. Klasse: Jäger und Sammler. Es gibt Jäger, die sehen die Rückkehr des Wolfes entspannt, die sagen, dass er hierher gehört und die erfreuen sich daran, dass sich das ein oder andere wieder ins Gleichgewicht begeben wird, so wie es auch in anderen Ländern schon passiert ist. Andere sind strikte Wolfsgegner und wenn man sie fragt, warum, dann sagen sie, dass der Wolf ja das Wild frisst und dass dann alles so schwer regulierbar sei...
Man könnte jetzt eine Diskussion beginnen, ob der Abschuss von Tieren überhaupt mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist aber erfahrungsgemäß sind Jäger da genau so begeistert von, wie davon, dass der Wolf ihnen das Rotwild wegfrisst.

Das andere Thema, was immer wieder hoch kocht, ist das Leid der Nutztierhalter. Hier besonders das der Schäfer. Auch ich sehe, dass es mächtig scheiße ist, wenn die Schafe gerissen werden, wenn die Einnahmequelle weg fällt. Die Reparationsleistungen der Regierung decken offenbar nicht die ganzen Verluste. Ich sehe das Problem. Ich sehe aber nicht, dass uns Jammern und die Grundsatzdiskussion Wolf Ja oder Nein weiter bringen. Ich frage mich, warum die Nutztierhalter nicht nach Lösungen suchen, mit dem Wolf in Einklang zu leben. Es kann funktionieren wenn man die Scheuklappen ablegt und kein Schäfer kann mir erzählen, er hätte noch nichts von Herdenschutzhunden oder Eseln und Alpakas zum Herdenschutz gehört. Mich würde mal interessieren, warum sie es nicht versuchen? Oder wenn sie es versucht haben, wie ihre Erfahrungen sind. Vielleicht ist es das, was mich im Unverständnis immer den Kopf schütteln lässt, denn selbst wenn ich suche, finde ich nur zwei Arten von Berichten: die einen sind die, die zufriedene Herdenschutzhundhalter sind und die anderen sind die, die jammern, dass der Wolf durch ihre Zäune gegangen ist, die aber dann nur sagen und schreiben, wie unwirtschaftlich die Schafhaltung durch den Wolf geworden ist. Die Maßnahmen der Regierung hinken tatsächlich, subventioniert werden Zäune die offenbar nichts bringen und subventioniert werden ganz bestimmte Herdenschutzhundrassen aus Gebrauchslinien, dann aber nur mit Sachkundenachweis.* An der Stelle haben dann wieder viele ein Mimimi, allerdings bringt es tatsächlich herzlich wenig, einen Tierheimkangal mit einer Schafherde zu vergesellschaften.

Der Wolf kehrt nach Deutschland zurück und das schon geraume Zeit. Ich persönlich begrüße das und ich sehe, dass ich meine persönliche Freiheit unter Umständen einschränken oder anpassen muss, um nicht in Konflikt mit dem Wolf zu kommen. Im Zweifel hat er die älteren Rechte und im Zweifel habe ich, als zu den Menschen gehörende, seinen Lebensraum zu meinem Vorteil verändert. Da alles im Leben nach Gleichgewicht strebt, pendelt die Waage dann natürlich auch mal zum Nachteil. Da alles im Leben einem steten Wandel unterzogen ist, steht die Waage niemals still.

*) Dazu schreibe ich noch mal gesondert was, 
das würde hier den Rahmen sprengen. 

PS.: diese Seite fasst viele Informationen sehr gut zusammen, Leseempfehlung! 

2 Kommentare:

  1. Ich bin ja immer dafür Jäger abzuschießen. Doch wer ist dafür zuständig?

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  2. Nachdem ich einmal eine Jagdgenossenschaft bedienen durfte, hält sich mein Respekt für diese Leute in Grenzen.

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